Wer nichts wird, wird Wirt – warum diese Weisheit längst überholt ist

Bestimmt kennt der eine oder andere noch diese altbekannte Binsenweisheit: “Wer nichts wird, wird Wirt.” Das galt früher und war eine sehr bekannte Weisheit. Wer nichts wird, also nichts kann, wird Wirt. Damals war das auch überhaupt kein Problem. Denn damals bekam man in der Schenke und im Gasthaus all das, was man auch von Zuhause kannte, nur, dass man ein wenig mehr Geld bezahlt hat und sonst nichts.

Doch heutzutage ist das alles anders. Warum der Spruch nicht mehr gilt und warum der Beruf des Gastwirts keine Kleinigkeit mehr ist, erkläre ich hier und heute in diesem Beitrag.

Der Essgenuss von früher und heute

Damals war es so, dass die Menschen gegessen haben, was auf den Tisch kam. Dabei handelte es sich meist um einheimische Küche, bei der man alles von Hand gekocht hat, zumindest Daheim. Im Gasthaus war es früher völlig normal auch mal mit Fertigtüten und großen Eimern zu arbeiten. In einigen Großküchen wird auch mit Fertigprodukten gearbeitet, dabei handelt es sich aber viel mehr um eine Kantine oder eine Schulküche. Wer jedoch darauf angewiesen ist, dass die Kunden zu einem kommen, der muss gute Küche anbieten.

Früher war es so, dass die Menschen einfach keine Lust mehr hatten selbst etwas zu kochen und sind stattdessen essen gegangen. Heutzutage ist es jedoch so, dass man ein kulinarisches Erlebnis genießen möchte. Nicht nur, dass die Geschmäcker sich im Laufe der Zeit gewandelt haben und die Menschen Lust auf neue Speisen haben, sie möchten zudem viel gesünder leben und sich viel gesünder ernähren, als es noch vor wenigen Jahren der Fall war.

Damals hat man nicht auf Kalorien geachtet und sich keine Sorgen um die Gesundheit gemacht. Heutzutage ist es jedoch so, dass viele Speisen vielen Kunden zu fettig sind und sie gerne eine kalorienarme, vor allem gesunde Alternative wollen.

Was will der Kunde, wenn er essen geht?

Früher wollte der Kunde, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, und dass am Ende vom Essen satt war. Das ist natürlich auch heute der Fall. Aber in erster Linie möchte der Kunde in der Regel etwas haben, was er nicht Zuhause bekommt oder ziemlich zeitaufwendig ist. Wie etwa eine Roulade, einen exklusiven Braten, ein ausgefallenes Sandwich oder eine traditionelle Pizza di Mamá!

All die ganzen Speisen, die man Zuhause selbst machen kann, weil es aus der Dose oder der Tüte kommt, oder so simpel ist, dass es keinen großen Aufwand bedarf, sind für den Kunden nicht interessant. Warum sollte ein Gast in eine Gaststätte kommen, um einen Strammen Max zu essen?

Kurz für alle, die nicht wissen was das ist: Ein Strammer Max ist nichts weiter als ein Graubrot mit Butter bestrichen, darauf kommen Schinken, Käse, sowie ein Spiegelei. Sicher ein leckeres Gericht für den einen oder anderen, aber nichts, was man in einem Lokal bestellen würde.

Ich verstehe es noch, wenn ich in einen Imbiss gehe oder in einem Restaurant bin, und man dort aus einer farbenfrohen Auswahl an Lebensmitteln keine frisch geschnittenen Pommes bekommt, sondern welche aus dem Tiefkühler. Das kann ich noch nachvollziehen. Aber wenn ich in ein Restaurant gehe und einen frischen Salat mit Avocado, Pecannüssen und anderen Leckereien verzehre, will ich da kein Fertigdressing drüber gekippt haben. Und wenn jemand im Restaurant seine Hochzeitsfeier feiern möchte, erwartet er auch hervorragendes frisches Essen und meist ein 3-4 Gänge-Menu.

Das notwendige Equipment

Ein Gastwirt braucht dementsprechend eine große Auswahl an verschiedenen Geräten, Geschirr, Besteck, Kochutensilien und Schneidewerkzeugen, um die einzelnen Zutaten zubereiten zu können. Doch viele (so scheint es mir, wenn ich Kochsendungen wie die Kochprofis, die Küchenchefs oder Rosins Restaurants angucke) scheinen gar nicht zu verstehen, wie teuer und wie wichtig die einzelnen Geräte und Utensilien für den Gastronomiebedarf eigentlich sind.

Der eine mietet ein Lokal, in dem in der Küche nur 2 von 6 Herdplatten funktionieren, der nächste hat kein anständiges Schneidewerkzeug, dem darauf mangelt es an Kochgeschirr und ich habe auch Fälle gesehen, in denen nicht genug Teller und nicht ausreichend Besteck vorhanden ist.

All diese Dinge sind natürlich tödlich für ein Lokal, das gut funktionieren will, denn es müssen nur mehrere Leute gleichzeitig ins Lokal kommen, und schon brennt die Hütte.

Lange Wartezeiten

Die Menschen haben heutzutage nicht mehr ewig Zeit. Sie wollen möglichst schnell bedienen, wenn sie Hunger haben und sie wollen gut und lecker versorgt werden. Dazu gehört, dass das Essen weiterhin von guter Qualität, frisch und außergewöhnlich ist (ohne jedoch zu abgehoben zu sein).

Aber gerade die, die von der Gastronomie keine Ahnung haben und sich auch nicht ausreichend damit auseinandersetzen, bauen dann ein System auf, bei dem sie nur verlieren können. Sie glauben dann nämlich, dass sie alles frisch a la minute schneiden und zubereiten müssen. Bei einigen Speisen und Zutaten mag das richtig sein. Aber vieles kann bereits vorweg vorbereitet sein. Zum Beispiel kann ein Kartoffelsalat schon fertig sein, Fleisch kann mit Gewürzen und Kräutern im Sous-Vide-Verfahren vakuumiert und später a la minute zubereitet werden und man kann verschiedene Desserts wie Torten, Kuchen und Co. im Vorfeld fertig gemacht haben, sodass man sie dann, wenn der Kunde sie bestellt, nur noch servieren muss.

Andere Zutaten und Speisen, wie die Bratkartoffeln sollten erst dann frisch gemacht werden, wenn sie bestellt werden, Kräuter sollten im letzten Moment geschnitten werden und Salate werden auch erst im letzten Moment fertig gestellt.

Allerdings kann man mit einem Mis un plus, quasi einer guten Vorbereitung, den Prozess des Wartens deutlich verkürzen. Das gilt zum Beispiel bei Salaten, indem man alle dafür notwendigen Zutaten bereits vorgeschnitten und in entsprechenden Behältern bereit hält, sodass man dann nur noch alles zusammen tun.

Doch weil viele keine Ahnung haben, nutzen sie eine Zubereitungsweise, die viel Zeit benötigt.

Restaurants im Überfluss

Egal wo wir hingehen und nach was für einem Lokal wir im Internet betreffend einer Stadt suchen, es gibt alles! In vielen Städten gibt es eine Vielzahl verschiedener Lokale und diese sind an der richtigen Stelle gut besucht. Meist gilt, dass an den sogenannten Hot Spots viele Restaurants sich nur wegen des hohen Durchlaufs so gut halten, während andere Lokale um die Ecke viel bessere Speisen anbieten, weil sie sich abheben müssen und weil die Kunden sonst keinen Grund hätten zu ihnen zu kommen.

Durch die vielen Restaurants, die es aber gibt, ist ein Überfluss da, weswegen viele vergessen die einfachsten Grundregeln umzusetzen und beispielsweise Werbung für sich zu machen. Sie eröffnen ein Restaurant und hoffen, dass genügend Menschen kommen. Aber oftmals wird mit dieser Methode gar nicht realisiert, dass ein Besitzerwechsel stattgefunden hat, dass etwas geändert wurde oder dass das Lokal überhaupt existiert.

Wer in der Vielzahl an Lokalen auffallen will, muss natürlich auch Werbung für sich machen. Hierbei sind die Möglichkeiten mannigfaltig. Man kann dies zum Beispiel über Social Media erreichen, über Flyer, die man verteilt, Kostproben, die man verteilt oder auch einem kleinen Gewinnspiel, bei dem man ein kostenloses Essen gewinnen kann. Hierbei kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen und etwas völlig Neues ausprobieren, Hauptsache die Menschen probieren es aus, sind neugierig und es bleibt ihnen im Gedächtnis.

Wie seht ihr das mit der Gastronomie?

Denkt ihr, dass der alte Spruch „Wer nichts wird, wird Wirt“ noch seine Gültigkeit hat oder seid ihr da meiner Meinung? Denkt ihr dieses Gedankenkonstrukt lässt sich auch auf andere Branchen übertragen und wenn ja welche? Hinterlasst mir einen Kommentar mit eurer Meinung und gebt dem Beitrag eine gute Bewertung. Ihr möchtet den Artikel an eure Freunde senden? Dann teilt ihn auf Facebook!

Ich wünsche euch viel Freude, einen tollen Tag und einen guten Appetit!